Zeig mir dein Depot und ich nenne dir deine Bank!
Im Depot der Hausbank finden sich fast ausschließlich aktiv gemanagte Investmentfonds der eigenen Fondsgesellschaft und selbst emittierte Zertifikate mit komplexen Anlagemechanismen.
Und obwohl fast alle führenden Banken den einen oder anderen kostengünstigen börsengehandelten Indexfonds (ETFs) als Bückware anbieten, bleibt der fade Beigeschmack, dass keine wirklich unabhängige Beratung erfolgt.
Neulich lernte ich in einem Weiterbildungsseminar zwei Bankangestellte kennen, die überlegen ihren Job zu wechseln, weil sie den enormen Verkaufsdruck nicht mitmachen wollen.
Glaube ich ihren Erfahrungsberichten, hat ihre Beratungsleistung weniger mit Beratung, als eher mit dem aktiven Verkauf zu tun.
Insgeheim wissen die Jungs, dass die empfohlenen Produkte nicht unbedingt optimal sind. Im Extremfall dem Vermögensaufbau eher schaden können, als bei der Vermögensbildung zu helfen. Doch sei es drum. Es gibt eine Vorgabe, die es einzuhalten gilt.
Das endgültige Ziel ist: der Abschluss! Am besten auf Produkte, die gerade beworben werden oder am lukrativsten sind.
Gerade jetzt in der Null-Zins-Politik hat der Kampf um das versteinerte Vermögen auf dem Sparbuch erst begonnen. Welche Bank schafft es das dickste Sparbuch zu schlachten und das versteinerte Vermögen in goldene Papiere umzuschichten?
Welche Verkaufstechniken kommen dabei zum Einsatz?
- Autoritäten-Technik
Hier soll der Kunde keine Gelegenheit haben nachzufragen. Ich bin Banker. Ich bin Vermögensverwalter. Ich bin!
- Völlig-klar-Technik
Es gibt keine Zweifel, dass das Produkt für den Kunden lohnenswert ist. Offene Fragen gibt es nicht. Sollten Zweifel oder Fragen aufkommen, kann es einzig daran liegen, dass der Kunde zu naiv ist, seinen Vorteil zu erkennen.
- der Mega-Fachmann
Spielt die beleidigte Leberwurst, falls der Kunde seine Sachkenntnis in Frage stellt.
- Oder der Freund
Gegen 10:00 Uhr Vormittag mit Hundeliebhaberin Lieselotte im eleganten Büro mit herrlichem Blick auf das von frühlingsgrünen Bäumen umgebene Marktplatz über die entzückenden Kunststücke ihrer putzigen Vierbeiner und gleichzeitig besten Freunde philosophieren ...
Jetzt übertreibt er aber!
Aber genau diese Übertreiben neulich in einer Talk-Show gesehen und gehört.
Wie eine ältere Dame mit solch einem "Freund" mehrere tausend Euro in den Sand gesetzt hat.
Den netten Bankberater, der das Beste für das Geld seines Kunden möchte, gibt es in Wahrheit nicht. Es ist der gewinnorientierte Geschäftszweck, der diesen möglicherweise netten Bankberater zu einer Verkaufsmaschine mutieren lässt, meiner Meinung nach. Sonst kann es ganz einfach den Job oder eine Versetzung oder den Aufstieg kosten.
Mit Pauschalaussagen sollte ich vorsichtig sein
Dafür sind wir zu unterschiedlich. Nichts lässt sich über einen Kamm scheren.
Zum Beispiel die Produkte:
Wenn wir es ganz genau nehmen, sind aktiv gemanagte Investmentfonds mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) nicht miteinander vergleichbar, weil beide Konstrukte zu verschiedenen Anlageklassen zählen.
Bei aktiv gemanagten Fonds handelt ein Fondsmanager im Hintergrund. Der Fondsmanager versucht den Vergleichsindex (Benchmark) zu übertreffen. Er handelt mit dem Ziel eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften. Investmentfonds sind auch als aktive Anlagen bekannt.
Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds, bilden börsengehandelte Indexfonds (ETFs) lediglich einen Vergleichsindex nach. Hier wird erst gar nicht versucht, sich besser als der Vergleichsindex zu entwickeln. Das primäre Ziel eines ETFs ist es die Kosten niedrig zu halten. Damit so viel Durchschnittsrendite wie möglich mitzunehmen. ETFs sind auch als passive Anlagen bekannt.
Stellt sich die Frage, welche Anlageklasse langfristig besser abschneidet?
Zahlreiche Untersuchungen sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es nur wenigen Fondsmanagern gelingt, den Vergleichsindex regelmäßig und deutlich zu übertreffen. Und wenn ja, dann bleibt die Rendite nach Kosten hinter der Marktrendite zurück. (Lies mich)
Es wäre demnach eine Überlegung wert, mit Kostendrückerei so viel wie möglich von der Durchschnittsrendite mitzunehmen.
Jetzt sind wir bereits einen großen Schritt weiter. Wenn es die Frage zu beantworten gibt, warum dir die Bank keine Renditebringer verkaufen wird?
Die Kosten sind das Problem!
Das große Manko: Wir wissen, was eine Orange kostet. Die langfristigen Kostenausmaße für ein Finanzprodukt können wir uns dagegen nur schwer vor dem Auge führen.
Du weißt genau, dass heute bei Aldi die Orangen 1,99 Euro das Kilo kosten. Bei Lidl heute im Angebot für 1,59 Euro erhältlich sind.
Folglich gehst Du zu Lidl und nicht zu Aldi.
Und was machst Du bei einem Investmentfonds oder ähnlichem? Wechselst Du die Bank? Dies könnte eine Überlegung wert sein. Doch die Statistiken sagen, eher nein!
Zwar gibt es das Argument: Hohe Kosten spielen keine Rolle, solange die Rendite stimmt.
Und tatsächlich:
- Solange die Rendite bei dreißig Prozent liegt,
- die Kosten sich um die zwanzig Prozent bewegen,
- bleibt immer noch ein Rest von zehn Prozent.
Das ist meiner Meinung nach jedoch mehr Theorie als Praxis.
Die Kosten zu erkennen ist eine kleine Aufgabe, doch mit wenigen Kniffen und Wissen lösbar
„Machen Sie mehr aus Ihrem Geld“, ein Beispiel aus der Praxis. So erkennst Du in wenigen Schritten die Kosten eines Investmentfonds oder eines gängigen "Finanzkonstruktes".
Dazu ein Werbebrief:
Sehr geehrter Herr Dimi,
bis 20.06.2016 können Sie bei uns ohne Ausgabeaufschlag in den Aktienfonds XY investieren.
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Unsere Fondsaktion XY im Überblick:
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Bitte beachten Sie: Jede Geldanlage kann neben Chancen auch Risiken bergen. Dazu gehören zum Beispiel Wertschwankungen, spezielle Risiken einer Aktienanlage und Risiken bei Änderungen der Besteuerung von Wertpapieren. Ein Chance-Risiko-Profil und weitere Infos zum Fonds XY finden Sie in beiliegender Broschüre.
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Mit freundlichen Grüßen ihre freundliche Bank
Die erste Frage, die Du dir stellen solltest ist IMMER: Was kostet mich das Ganze?
Du musst dir die Vorteile, Chancen, Risiken, Verluste etc. nicht erklären lassen. Dein Blick sollte sich IMMER zuerst auf die Kosten richten (Stammdaten).
Welche Vorteile, Chancen, Risiken, Verluste etc. das Wertpapier hat und ob dieses Papier deinem Risikoprofil entspricht und Du es anschließend tatsächlich in dein Portfolio aufnehmen möchtest, kannst Du später immer noch entscheiden.
Stammdaten des Aktienfonds XY
Fondsart: Aktienfonds Kapitalverwaltungsgesellschaft (Emittent): Ungeheuer AG
WKN/ISIN: XXXXXX/DEXXXXXXXXXX
Auflegungsdatum: 12.04.10
Ertragsverwendung: Ausschüttung im Juli
Ausgabeaufschlag: Max. 5,0 % / 0 % im Aktionszeitraum bis 20.06.2016 bei Ungeheuer Bank
Verwaltungsvergütung: Max. 1,00 % p.a.
Verwahrstellenvergütung: Max. 0,025 % p.a.
Gesamtkostenquote (TER): 1,04%
Dein Augenmerk richtet sich zu aller erst auf den Ausgabeaufschlag: Wird ein Ausgabeaufschlag jetzt oder später (in diesem Fall nach dem Aktionszeitraum) erhoben, ist dieses Produkt von vornherein DURCHGEFALLEN.
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Dein zweites Augenmerk richtet sich auf die Gesamtkostenquote (TER – Total Expense Ratio): Liegt diese Quote bei über einem halben Prozent, so ist auch dieses Produkt DURCHGEFALLEN.
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Nun könnte man streiten, ob eine Gesamtkostenquote (TER) von maximal einem Prozent auch akzeptabel sein könnte. Ich persönlich bin ein Kostenfanatiker und sicherlich möchtest auch Du dich reich machen. Nicht die Bank. Nicht ein sonstiges Finanzinstitut. Aus diesem Grund finde ich eine Gesamtkostenquote (TER) von maximal einem halben Prozent mehr als angemessen.
Je weniger, desto besser. Rein aus der Kostensicht betrachtet.
Mehr zum Ausgabeaufschlag und zur Gesamtkostenquote (TER) erfährst Du unter diesem Link.
Zwischenfazit
Einen Werbebrief oder eine Werbebroschüre nicht anfangen von vorne bis hinten durchzulesen. Das kostet lediglich wertvolle Zeit. Richte deinen Blick sofort auf die Kosten.
Mein persönliche Meinung ist: Bückware tut es auch. Kostet weniger. Kein oder fast kein Unterschied im Geschmack.
Auch bei einem Beratungsgespräch: Du solltest dir explizit die Kosten vor den Augen führen lassen. Beziehungsweise kannst Du auf die Idee kommen, explizit nach Produkten zu fragen, die keinen Ausgabeaufschlag verlangen und eine TER von maximal einem halben Prozent haben.
Achte auf die Mimik deines Gegenübers. Höchstwahrscheinlich strotzt diese dann, jedoch nicht vor Begeisterung.
Kein Vermittler wird dir solche kostengünstigen Produkte einfach so aus gutem Willen anbieten. Sie verdienen kein Geld damit. Und wenn sie solche kostengünstigen Produkte im Sortiment haben, musst Du sie danach löchern. Die beste Möglichkeit solche kostengünstigen Produkte und dementsprechende Renditebringer zu finden, ist Eigeninitiative zu betreiben. Selbst aktiv werden. Nach Renditebringern suchen!
„Der Gewinn ist für die Suchenden nicht die Fragenden!“
Warum solltest Du dich nicht nach der Renditeerwartung richten?
Weil die Rendite nicht vorhergesagt werden kann. Die vergangene Entwicklung ist kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Es gelten auf lange Sicht lediglich Durchschnittswerte. Diese Durchschnittswerte gilt es zu halten, indem Du in erster Linie Kosten sparst. Es kommt hinzu, dass den Markt auf lange Sicht nur die wenigen der wenigsten Auserwählten schlagen können.
Stell dir vor: Du planst eine Reise mit einem Langstreckenflieger. Der Flug dauert acht Stunden. Der Flieger kommt auch in acht Stunden am Zielort an. Ausschließlich hast Du die Wahl, wo Du im Flieger sitzen möchtest.
Erste Klasse?
Business Klasse?
Holzklasse?
Du persönlich würdest dich am liebsten für die erste Klasse entscheiden. Dafür müsstest Du dann mehr bezahlen. Du bist ein Gefühlswesen. Der Luxus sei dir gegönnt. Dein Geld ist lediglich ein Werkzeug. Deinem Geld ist es wortwörtlich egal, in welcher Klasse es bei diesem Langstreckenflug sitzend im Flieger ans Ziel kommt.
Fazit
Wirkliche Renditebringer sind die Produkte, die wenig Kosten verursachen.
Ausgabeaufschlag: 0,00 Prozent
Gesamtkostenquote (TER): maximal ein halbes (0,50) Prozent
Finanzprodukte, die diese Mindestkriterien rein aus der Kostensicht betrachtet nicht erfüllen, sind von vornherein DURGEFALLEN!
Je mehr Kosten ein Finanzprodukt verursacht, desto eher sind die Vermittler dazu bereit, das Produkt dem Kunden anzubieten. Es ist ihr Gehalt. Ihr Gewinn. Ihre Provision.
Was man ihnen nicht verübeln möchte.
Weil immer noch Du die Wahl hast, dich für die eine oder die andere Optionen zu entscheiden.
Nun ja, Fondsgesellschaften haben Stärken und Schwächen:
- gute Investmentfonds,
- schlechte Investmentfonds,
- gute ETFs,
- schlechte ETFs.
Du solltest die Wahl nicht nur in die Hände deiner Hausbank legen. Sonst nimmst Du dir die Chance, die erfolgreichen Wertpapiere anderer Gesellschaften zu entdecken. Diese Wertpapiere gibt es übrigens nur in einer unabhängigen Beratung. Für einen ausgewogenen Portfoliomix solltest Du Wertpapiere großer und kleiner, inländischer und ausländischer Gesellschaften mischen.
Behalte dabei jedoch stets die Kosten im Blick!
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Über den Autor
Dimi Novo ist Gründer der MoosParade: "Denn ohne Moos nix los!"
Er ist Autor des Finanzbuches: "Arm sein ist nicht sexy!"
Verfasser des Börsenseminars: "Ab heute bist Du Finanzprofi!"
Sein Hobby: Texte mit dunkelblauen Bildchen bestücken. Kosten drücken!
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