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Mit 56 Jahren in den freiwilligen Ruhestand: Interview mit Peter Ranning von Der-Privatier.com

Peter Ranning hat das geschafft, woran ich noch ein Weilchen arbeiten muss.

 

Er hat die finanzielle Freiheit bereits erreicht! Er ist Privatier und finanziell so gut gestellt, dass er nicht darauf angewiesen ist, zur Deckung seiner materiellen Bedürfnisse einer Erwerbstätigkeit nachzugehen.

 

Mit 56 Jahren - etwas mehr als 10 Jahre vor dem offiziellen Rentenbeginn – ist er in den freiwilligen Ruhestand gegangen.

 

Wie er das ohne große Reichtümer als Angestellter und nach Tarif bezahlt erreicht hat, darüber berichtet er regelmäßig in seinem Blog Der-Privatier.com. Sein ganzes Wissen und seine Erfahrungen teilt er dazu mit seinem Buch „Gedanken eines Privatiers“.

 

Ich bin froh, einen Mann vom Fach zu interviewen, der von der Realität und keiner Fiktion berichtet.


Du bist mit 56 Jahren in den freiwilligen Ruhestand gegangen. War es schon immer dein Traum „vorzeitig in Vollzeit“ das zu tun, was Du wirklich möchtest?

Ja, das war tatsächlich schon immer mein Traum! Auch wenn es sich vielleicht merkwürdig anhört, aber ich hatte schon als Student mit 24 Jahren den Wunsch, mit 30 Jahren genug Geld verdient zu haben, um dann nicht mehr arbeiten zu müssen. Mit Betonung auf "müssen", denn die Arbeit an sich war nie das Problem, aber der Zwang hat mich schon immer gestört.

 

Allerdings hatte ich damals überhaupt keinen Plan, ob und wie ich das realisieren könnte und so hat sich die Realisierung des Wunsches immer weiter nach hinten verschoben.

Wann und warum hast Du dich endgültig entschlossen diesen Schritt zu gehen?

Den endgültigen Ausschlag (sozusagen das Tüpfelchen auf dem i) hat das Angebot meines letzten Arbeitgebers gegeben, der mir angeboten hat, das Unternehmen gegen Zahlung einer Abfindung zu verlassen. Es war wohl für beide ein glückliches Zusammentreffen von gemeinsamen Interessen und so habe ich nicht lange nachdenken müssen.

Der Spatenstich ist ein feststehender Ausdruck für den Beginn der Arbeiten auf einer Baustelle. Welcher war dein (erster) Spatenstich auf dem Weg zum Privatier?

Naja - vor dem Spatenstich sollte ja erst einmal eine gründliche Planung oder Vorbereitung stattfinden. Wenn auch bei mir nicht wirklich alles bis ins Detail geplant war, so würde ich aber als ersten Schritt auf dem Weg zum Privatier meinen ersten Aktien-Kauf bezeichnen.

 

Dieser Schritt liegt zwar schon ziemlich lange zurück, aber ohne diesen Schritt wäre das ganze Projekt nichts geworden. Da bin ich mir ganz sicher.

Was sollte ich deiner Meinung nach als erstes tun? Welches Fundament sollte ich legen, wenn ich beschließe das Ziel „Privatier“ in Angriff zu nehmen?

Das Stichwort lautet ganz klar: "Investieren!" Und zwar, so viel wie möglich.

 

Kein Geld für unnützen Konsum und Luxus ausgeben. Die Freude daran ist schneller vorbei, als man sich umgucken kann.

 

Wie und wo man investiert, ist immer auch ein wenig Geschmacksache und von den eigenen Fähigkeiten und Interessen abhängig. Der eine wird erfolgreich mit Immobilien, der andere mit Aktien und anderen Wertpapieren.

Du musstest auf dem Weg zum Privatier sicherlich einige Hürden (Krankenversicherung etc.) überwinden. Was war das mit Abstand mühevollste Unterfangen?

Es ist eher die Vielzahl der Hürden. Jede für sich ist kein Problem.

 

Aber es stürzen plötzlich so viele Fragen auf einen ein (Finanzamt und Steuern, Kranken- und Pflegeversicherung, Gesetzliche und private Rentenversicherung, Riester, Rürup, Arbeitsamt, Nebenberufliche Selbständigkeit, Freiwillige Einzahlungen, Vorzeitige Abschläge, Hinzuverdienste, Maximale und Minimale Grenzwerte, Strategien zur Sicherung von Kapital und Einkünften, usw.), dass einem irgendwann nur noch der Kopf raucht.

 

Und das Schlimmste: Alles hängt irgendwie zusammen und voneinander ab ...

Du schreibst in deinem Blog, dass Du mit deinem Beruf keine großen Reichtümer erwirtschaften könntest und hast dich somit direkt vom Beginn deiner Berufslaufbahn an für Aktien und die Börse im Allgemeinen interessiert. Seit wann beschäftigst Du dich intensiv mit dem Kapitalmarkt?

Eigentlich habe ich (im Vergleich zu manch einem anderen Blogger) recht spät angefangen. Nämlich erst nachdem ich das erste Geld verdient habe. Ich denke, das muss so im Alter von ca. 26 Jahren gewesen sein. Damals habe ich meine erste Aktie gekauft - und es nie wieder aufgehört.

 

Aber mein Interesse immer weiter ausgeweitet. Das gilt sowohl regional (begonnen zu 100% in USA), als auch was die Art der Wertpapiere angeht: Angefangen von Optionsscheinen auf steigende und fallende Kurse, auf Aktien, auf Indizes, auf Devisen. Optionen als Käufer und Verkäufer. Zertifikate in all ihren bunten Farben. Beteiligungen an Anlage-Objekten wie Windparks und Immobilien. Fonds und ETFs.

 

Und ganz zum Schluss dann auch Anleihen.

Wie hast Du dir die erforderlichen Einnahmen (passives Einkommen) für das tägliche Leben eines Privatiers geschaffen?

Mein passives Einkommen kommt fast ausschließlich aus Kapitalerträgen.

 

Zur der Zeit, wo ich noch als Angestellter gearbeitet habe, haben mich die laufenden Erträge wie Zinsen und Dividenden überhaupt nicht interessiert. Damals galt mein einziges Interesse den Kurssteigerungen. Kurse können schnell "mal eben" um 20%-30% steigen, oder auch 50%, oder 100%. Da fällt eine Dividende von 3% oder 4% gar nicht auf.

 

Heute ist das anders! Heute ist mein Depot weitgehend so ausgerichtet, dass ich von den laufenden Erträgen leben kann. Und das sind in erster Linie eben Zinsen und Dividenden.

 

Nebenher "spiele" ich aber noch ein wenig mit jeweils aktuellen Ideen. Das kann ich nicht so ganz bleiben lassen.

Hast Du mit Wertpapieren gehandelt, um dein Vermögen zu erhöhen? Wenn ja, wie hoch war der höchste Gewinn und in welchem Zeitraum?

Ja - eigentlich ist mein ganzes Vermögen ausschließlich durch den Handel mit Wertpapieren entstanden.

 

Die Frage nach dem höchsten Gewinn ist schwierig. Eine spektakuläre Zahl ist mir noch in Erinnerung: Das waren 1000% Gewinn mit dem Kauf/Verkauf eines Optionsscheins. Habe ich auf meinem Blog dokumentiert.

 

Leider habe ich die 1000% nur noch für einen Teil der ursprünglichen Menge kassieren können, da ich immer wieder schon vorher ein paar Teilverkäufe (bei 100%, bei 200%, etc.) realisiert habe.

 

Noch spektakulärer habe ich allerdings damals den Verkauf von Optionen empfunden (auch im Blog beschrieben). Hier erzielt man Erträge, ohne überhaupt etwas einzusetzen. Quasi aus dem Nichts. Das kann man in Prozent gar nicht ausdrücken. Das finde ich heute noch immer faszinierend!

Gab es Verluste?

Ja - und nicht zu knapp! Ich habe oft auf die Trendwende von bekannten (und auch weniger bekannten) Unternehmen gesetzt. Das hat oft geklappt, mit satten Kursgewinnen. Und das hat auch oft nicht geklappt. Mit ebenso spektakulären Verlusten. Die Reihe von Total-Ausfällen ist lang.

 

Während meine Zeit als Angestellter hat es Jahre gegeben, in denen habe ich an der Börse Netto mehr Geld verdient, als in meinem Beruf. Und es hat Jahre gegeben, in denen bin ich nur für die Verluste an der Börse arbeiten gegangen.

 

Ich hoffe, dass ich die letztere Phase überwunden habe ...

Aus der Sicht eines Privatiers: Welche Investmentstrategie würdest Du empfehlen?

Oh - das wird eine lange Antwort. Oder ich mache ganz kurz, ohne weitere Erläuterungen:

 

Ich verfolge eine Mischung als vielen Elementen. Da sind sowohl Anleihen, als auch Dividenden- und Value-Aktien dabei. Jeweils als Einzelwerte, aber auch als Fonds und ETFs. Abgerundet mit Crowdinvesting und Optionen.

 

Empfehlungen gebe ich ohnehin nicht so gerne. Ich denke, ein Investment muss sowohl auf die jeweilige persönliche und finanzielle Situation angepasst sein, als auch zu dem Menschen passen, der dieses umsetzen will/muss.

 

Ein allgemeines Rezept wird es da nicht geben.

Für das Investieren braucht man überschüssiges Geld. Welche Sparstrategie hat sich bei dir bewährt?

Ich fürchte, wie schon bei Frage zur Investmentstrategie muss ich auch bei Sparstrategie ein wenig enttäuschen. Ich habe nämlich eigentlich gar keine gehabt.

 

Ich habe mir allerdings schon als Kind und Jugendlicher nie etwas aus Luxus oder Status-Symbolen gemacht. Vielleicht auch schon deshalb, weil ich mir "so etwas" nicht leisten konnte. Später wollte ich einfach nicht mehr.

 

Das heißt aber nicht, dass ich auf alles verzichtet hätte. Meine Frau und ich haben seit meinem 29. Lebensjahr immer ein eigenes Haus gehabt. Haben immer zwei Autos gefahren (jetzt nicht mehr), sind oft in Urlaub gefahren (nicht jedes Jahr). Es hat einfach an nichts gefehlt. Aber bewusst gespart oder auf irgendwas verzichtet, habe ich nie.

 

Ich denke, dass die Wertpapier-Investments schon über die ganzen Jahre hinweg immer auch einen Teil dazu beigetragen haben, dass immer etwas übrig geblieben ist.

Kann jeder die finanzielle Freiheit erreichen? Welche Voraussetzungen oder Geisteshaltung begünstigen aus deiner Sicht das Fortkommen?

Ich glaube nicht, dass es "jeder" schaffen kann. Ich habe schon eine Menge Glück und gute Voraussetzungen gehabt. Und das hat einfach nicht jeder.

 

Andererseits habe ich aber auch nicht wirklich zielgerichtet, frühzeitig und intensiv auf ein Ziel wie die finanzielle Freiheit hingearbeitet. Ich denke, wer frühzeitig beginnt und konsequent und zielstrebig ist, kann auch einen Teil an nicht ganz so guten Voraussetzungen und Glück durch eigene Energie ausgleichen.

 

Ich bin mir sicher, wenn ich mehr Energie in mein Vorhaben gesteckt hätte, wäre ich deutlich eher ans Ziel gekommen.

 

Ach ja, die Geisteshaltung war ja noch gefragt ...

 

Ich denke einmal, wer sich nicht einem Konsumzwang unterwirft, der sich darin äußert, immer das neueste Handy und Tablet haben zu müssen, das noch größere SUV zu fahren als der Nachbar, noch öfter und weiter weg in das noch teurere Hotel in den Urlaub zu fahren als alle Freunde und alle fünf Jahre die aktuelle Küche und die ach so tollen Bad-Installationen haben zu müssen, der ist schon auf dem richtigen Weg.

 

Das sind alles nur "Dinge". Teuer Mumpitz.

 

Nichts ist so wertvoll, wie Zeit! Und zwar die eigene Lebenszeit. Und sie läuft immer schneller ab, als es einem lieb ist. Und darum sollte man sie nicht vergeuden. Nicht mit Dingen und nicht mit sinnlosen Beschäftigungen.

Man lernt ja bekanntlich nie aus. In welchem Bereich (Finanzen) möchtest Du dich gerne weiterentwickeln?

Ich habe vor ca. einem Jahr wieder angefangen, mich mit Optionen zu befassen. Die Theorien und Strategien sind mir schon seit vielen Jahren bekannt. Auch erste praktische Erfahrungen habe ich schon vor 30 Jahren gesammelt.

 

Für mich ist das immer noch (oder wieder) ein faszinierendes Thema, in dem ich noch einiges lernen kann.

Welchen nachhaltigen Finanztipp würdest Du den Leserinnen und Lesern der MoosParade empfehlen?

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole:

 

Einen Lebensstil wählen, der nicht Konsumorientiert ist. Frühzeitig beginnen, jeden Euro, der irgendwie übrig ist, zu investieren. Sich mit den eigenen Finanzen auseinandersetzen. Lernen. Das gilt für alle Bereiche, bei denen Geld im Spiel ist: Konten, Depots, Wert-Papiere, Versicherungen, Rente, Steuern, Immobilien, Kredite - Alles!

 

Nicht auf andere vertrauen. Selbst ist der Mann (und die Frau).

Du kennst doch sicherlich eine Börsenweisheit, die höchstwahrscheinlich auch noch in hundert Jahren gilt?

Altmeister Kostolany wurde einmal gefragt, wie sich die Börse seiner Meinung nach in den folgenden Monaten entwickeln würde.

 

Mit einem verschmitzten Lächeln hat er geantwortet:

 

"Da bin ich mir ganz sicher: Sie wird steigen! .... oder fallen ... oder sich nicht bewegen ..."

 

Ich glaube, dieser Weisheit kann ich mich anschließen und sie wird auch in hundert Jahren noch Gültigkeit haben.

Welche drei deiner Artikel waren 2016 die am Meisten gelesenen Artikel?

Die Themen, die sich mit dem Ausstieg aus dem Beruf und den direkten Folgen und Auswirkungen befassen, sind seit langem die am meisten gelesenen Beiträge:

 

1. Kap. 3.3.2: Abfindung und Steuern: Der Termin

2. Kap. 9.3.2: Das Dispositionsjahr

3. Kap. 3.3.3: Abfindung und Steuern: Optimierung

Welche Projekte planst Du für Der-Privatier.com noch so?

Um ganz ehrlich zu sein: Ich habe keinen Plan!

 

Meine Geschichte über den Weg zum Privatier (die ich ja weitgehend im Rückblick erzählt habe), ist so gut wie beendet. Natürlich reicht sie auch in die Gegenwart hinein und so habe ich in letzter Zeit auch verstärkt über aktuelle Geschehnisse berichtet. Das werde ich sicher auch weiterhin machen, aber ich denke, es wird in der Summe etwas ruhiger werden.

Du hast dein ganzes Wissen und deine Erfahrung in einem Buch niedergeschrieben. Worum geht es in „Gedanken eines Privatiers“?

Die "Gedanken eines Privatiers" habe ich aufgeschrieben, um allen, die ihren Job vorzeitig aufgeben wollen (oder müssen!!), eine Hilfestellung bei den vielfältigen Fragen zu geben, die bei einer solchen Entscheidung auf einen zu kommen.

 

Dabei ist es kein allzu trockenes Fachbuch geworden, dass nur Paragraphen und Verordnungen auflistet, sondern es ist eine locker erzählte Geschichte meiner eigenen Gedanken und Erfahrungen. Deshalb kann das Buch auch nicht alle denkbaren Fälle abdecken - es ist mehr als Anregung zu sehen, sich selber mit den eigenen Plänen auseinander zu setzen und hier und da vielleicht einmal eine interessante Idee für sich selber zu entdecken.

 

Ich habe bisher viele begeisterte Rückmeldungen von Lesern bekommen, die das Buch innerhalb von ein oder zwei Tagen verschlungen haben und die bestätigt haben, dass dies genau die Informationen waren, die sie bis dahin nirgendwo finden konnten.

 

Aber ich will auch niemand enttäuschen und darum will ich noch anfügen:

  • Es geht (fast) ausschließlich um finanzielle Fragen und
  • Die verschiedenen Varianten des Buches (Soft-, Hardcover oder E-Book) richten sich an Leser, die lieber in einem Buch lesen, als sich in einem Blog von Beitrag zu Beitrag zu hangeln. Vom Inhalt her sind aber alle Angebote weitgehend identisch.
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