Neulich in einer Bar kam ein guter Bekannter auf mich zu und fragte: "Dimi du kennst dich doch ganz gut mit der ganzen Geldinvestiererei aus? Hier habe ich 2000 € übrig und möchte dieses Geld gerne an der Börse anlegen. Kannst Du mir einen Tipp geben?"
Bedauerlicherweise konnte ich ihm keinen Tipp geben. Eher wollte ich ihn dazu anregen, sich etwas näher mit der ganzen Thematik auseinander zu setzen. Noch bevor er sein Geld an der Börse anlegt. Einen konkreten Tipp geben, wäre meiner Meinung nach grob fahrlässig. Ich weiß es doch auch nicht besser! Auch bin ich kein Finanzberater. Auch kenne ich seine persönliche Situation nicht genau. Auch weiß ich nicht, welche (Anlage)Ziele er mit seinen 2000 € genau verfolgen möchte? Besonders auch wie lange sein Anlagehorizont sein soll?
Auf mehrmalige Nachfrage schließlich, spudelte folgender Ratschalg aus mir heraus. Mit der aufrichtigen Bitte auf gar keinen Fall auf mich zu hören.
Mit einem Bier in der Hand gab ich schließlich folgende Aussage von mir: "Ich persönlich bevorzuge Einzelaktien und ausschüttende Wertpapiere. Besonders habe ich ein Faible
für Energie, Pharma, Lebensmittel etc. Spontan könnte ich dir den Ratschlag geben, dich etwas näher mit ETFs auseinanderzusetzen. Am ehesten würde ich meine Gedanken über einen
kostengünstigen, thesaurierenden Welt-ETF der den gesamten Weltmarkt abdeckt meine Gedanken schweifen lassen. Ein kostengünstiger, thesaurierender Welt-ETF bietet meiner Meinung nach eine gute
Riskostreuung und kommt dem Zinseszinsgedanken am ehesten nahe. Regelmäßig würde ich dann versuchen neues Geld in meine eigene Welt zu investieren. Mit der Aussicht in ein paar Jahren eine noch
größere Welt in Empfang nehmen zu können?"
Und dann ging es los. Fragen über Fragen, sodass ich es mittlerweile gänzlich vermeide über Aktien und Börse zu reden. Besonders nicht mit
einem Glas Augustiner in der Hand!
Was ist überhaupt ein ETF?
Kurz und bündig: Einfach den Begriff "ETF oder Exange Traded Fund" in die Suchmaschine eintippen und dann spuckt die schon irgendetwas Sinnvolles aus. Oder hier gleich der Link zu Wikipedia: Exchange-traded fund ETF
In diesem Beitrag möchte ich mich eher mit dem Unterschied zwischen einem thesaurierenden und einem ausschüttenden ETF etwas näher auseinandersetzen. Vorteile? Nachteile? Steuern und Gebühren etc.? Verwandter Beitrag: Finanzwissen (2) - Der Unterschied zwischen thesaurierenden (t) und ausschüttenden (a) Fonds
Grundsätzlich schütten alle angebotenen ETFs erstmal aus. Alle am Markt existierenden ETFs schütten am Ende einer Geschäftsperiode, nach Abzug aller Kosten, die erwirtschafteten Erträge an die Anleger aus. Sofern denn Erträge überhaupt erwirtschafet werden konnten. Erst dann wird in thesaurierende und ausschüttende ETFs differenziert. Hier ist nicht die Höhe der Erträge maßgebend, sondern ganz und allein die Art und Weise wie die Erträge verwendet werden.
Unterscheidung zwischen ETF thesaurierend und ETF ausschüttend
Handelt es sich um einen thesaurierenden ETF, so werden die Erträge nach der Ausschüttung sofort wieder in den gleichen ETF reinvestiert. Sie werden thesauriert. Der Eigenwert des ETFs erhöht sich.
Handelt es sich dagegen um einen ausschüttenden ETF, so werden die Erträge direkt dem Verrechnungs- oder Girokonto des Anteilseigners zur freien Verwendung gutgeschrieben.


Gleich vorweg: Mit Steuern (Kapitalerstagssteuer) möchte ich mich nicht aufhalten. Diese spielen bei der Anlageentscheidung in einen thesaurierenden oder ausschüttenden ETF eine nur sehr geringe Rolle. Wohl aber sind es andere Faktoren die bei einer Anlageentscheidung nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Nehmen wir an, ich habe meinem guten Bekannten die 2000 € einfach geklaut und habe somit etwas Geld zum investieren übrig. Zur Auswahl habe ich zwei ETFs. Beide sind komplett identisch. Von der Anlagestrategie, der Portfoliozusammensetzung bis hin zu den Gebühren. Wirklich alles gleich!
Es gibt nur einen einzigen Unterschied: Der eine thesauriert die Erträge und der andere schüttet sie aus!
ETF (thesaurierend)

Bei einem thesaurierenden ETF werden die Erträge ausgeschüttet und sofort ohne Umwege wieder in den gleichen ETF investiert. Hierbei entstehen sowohl bei der Ausschüttung, als auch der Reinvestition keine weiteren Gebühren. Die Steuern werden grundsätzlich gestundet und erst beim endgültigen Verkauf der Anteile automatisch abgeführt. Fachsprachlich nennt man das auch den Steuerstundungseffekt. Die daraus resultierenden Nettoerträge werden reinvestiert.
Bei der Besteuerung gibt es Besonderheiten. Es wird zwischen inländischen und ausländischen, thesaurierenden ETFs unterschieden. Hierzu habe ich einen interessanten Link gefunden: http://www.finanztip.de/recht/bank/thesaurierende-fonds.htm Übrigens: Ob es sich um einen inländischen oder ausländischen ETF handelt, kann an der ISIN (eine Buchstaben- und Zahlenkombination) festgestellt werden. DE steht für Deutschland, FR steht für Frankreich, IR für Irland usw. usw.
Ein thesaurierender ETF kommt dem Zinseszinseffekgedanken eher heran, als ein ausschüttender ETF. Aus dem einfachen Grund, weil die Erträge hier sofort reinvestiert werden und nicht anderweitig ausgegeben werden können. Sie werden nicht entzogen, sondern dem Sondervermögen hinzugefügt. Dieses Sondervermögen ist grundsätzlich unantastbar. Außerdem entfallen bei der Reinvestition die erneut anfallenden Kaufgebühren, die die erwartete Rendite nach unten schmälern können.
ETF (ausschüttend)

Bei einem ausschüttenden ETF werden die Erträge direkt dem Verrechnungs- oder Girokonto des Anlegers gutgeschrieben. Im Gegensatz zu einem thesaurierenden ETF, wo Steuern gestundet werden, werden sie hier sofort bei der Ausschüttung fällig und automatisch geleistet. Die erhaltene Ausschüttung kann hier entweder frei verwendet oder nach Bedarf auch reinvestiert werden. Wobei hier bei einer Reinvestition erneut Kaufgebühren anfallen.
Vorteile ETF thesaurierend
- Kaufgebühren entfallen bei der sofortigen Reinvestition.
- Optimale Nutzung des Zinseszinseffekts.
- Die reinvestierten Erträge unterliegen dem Bestandsschutz (Bestandsschutz bedeutet: Sicherung oder Garantie, z.B.: Wertpapiere die vor dem 01.01.2009 gekauft wurden unterliegen einem Bestandsschutz. Eine ab dem 01.01.2009 beschlossene Kapitalertragssteuer fällt hier grundsätzlich nicht an, wenn die Anteile irgendwann veräußert werden und die Spekulationsfrist eingehalten wurde.
Vorteile ETF auschüttend
- Wer auf Bares nicht verzichten möchte oder darauf angewiesen ist, könnte in Erwegung ziehen einen ausschüttenden ETF zu wählen.
- Die Ausschüttung unterliegt der sofortigen Besteuerung, sofern der Freistellungsauftrag ausgelastet wurde. Hierbei müssen die Kaufbelege (im Gegensatz zu einem thesaurierenden ETF. Stichwort: Steuern) nicht aufbewahrt werden.
Nachteile ETF thesaurierend
- Beim Verkauf eines ausländischen, thesaurierenden EFT könnte ein steuerliches Wirwarr entstehen. Am besten alle Belege gründlichst aufbewahren.
- Kein Bargeld.
Nachteile ETF ausschüttend
- Es besteht die Gefahr die Ausschüttungen anderweitig ausgeben zu können, anstatt diese zu reinvestieren. Folge: Kein Zinseszinseffekt.
- Auch fallen bei der Reinvestition erneut Kaufgebühren an.
Ob thesaurierend oder ausschüttend? Das sollte jeder selbst entscheiden. Wichtig ist vor allem, dass der ausgewählte ETF möglichst kostengünstig ist. Verwandter Beitrag: FinanzWISSEN (25) - Nichts ist umsonst - auch kein Fonds! Beim Fondskauf den Ausgabeaufschlag und die Total Expense Ratio (TER) nicht außer Acht lassen. Auch das Risiko sollte möglichst breit gestreut werden, z.B. mehrere ETFs aus verschiedenen Branchen und Regionen im Depot.
Alle Angaben ohne Gewähr.


