"Null Zinsen – nicht mit mir"
Mit solchen Werbesprüchen tourt Robert Geiss derzeit durch die TV-Werbelandschaft und Werbeanzeigen namhafter Boulevardpresse.
Rührt die Werbetrommel für das "Reich mit Geiss"-Anlagemagazin und einen Dividendenfonds.
Ein Anlagemagazin, welches man für 99 Euro im Jahr auf den eigenen Bildschirm holen kann.
Einen Dividendenfonds, welcher eine Dividende verspricht, die "immer gezahlt wird".
Fangen wir mal so an:
Das "Reich-mit-Geiss"-Anlagemagazin wird von der Börsenmedien AG herausgegeben.
Im Fondsprospekt ist die AMF Capital AG als Anlageberater angegeben.
Robert Geiss hat mit den beworbenen Produkten offensichtlich weniger zu tun, als ich mit dem Präsidenten von Timbuktu.
Lediglich wirbt er hierfür mit seinem Namen.
Lassen wir ihn also seine Geschäfte treiben. Denn schließlich weiß er wie man Geld verdient und konzentrieren uns lieber auf das wirklich Wesentliche.
Und zwar auf das beworbene Konstrukt.
Den Dividendenfonds: Patriarch Classic Dividende 4 Plus
Wird man mit diesem Dividendenfonds wirklich reich?
Wer steckt hinter dem Dividendenfonds? (plus Stammdaten)
Ein Blick in die Anlegerinformationen zeigt, dass hinter dem Investmentfonds die Fondsverwaltung Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A. steht.
Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A. ist in Luxemburg ansässig und wurde 1989 von der Privatbank Hauck & Aufhäuser gegründet.
Als Anlageberater ist wie bereits erwähnt die AMF Capital AG angegeben.
Investmentfonds: Patriarch Classic Dividende 4 Plus A
WKN: HAFX6R
ISIN: LU0967739193
Fondsauflegung: 13.01.2014
Ertragsverwendung: ausschüttend
Mindesteinlage: keine
Was steckt im Patriarch Classic Dividende 4 Plus?
Die fünf größten Posten sind:
- Prosieben Sat 1 Media AG,
- Telefonica Deutschland Holding AG,
- Münchner Rück. AG,
- Aurelius AG,
- Man Group.
Weitere Werte im Dividendenfonds:
- Deutsche Telekom,
- Allianz etc.
Investiert wird überwiegend in Deutschland: Mehr als 45 Prozent.
Vertretene Branchen im Dividendenfonds: Automobil, Finanzen, Chemie/Pharma, Versicherungen, Öl und Gas.
Telekomunikation und Medien machen mit 30 Prozent den größten Branchenposten aus.
Was kostet der Patriarch Classic Dividende 4 Plus?
Einmalige Kosten
Die Verkaufsprovision (Ausgabeaufschlag) liegt bei zwei Prozent.
Wobei die Verkaufsprovision (Ausgabeaufschlag) bei einigen Anbietern vollständig entfällt oder reduziert ist.
Laufende Kosten
Verwaltungsvergütung: bis zu 0,4 Prozent p.a., zzgl. MwSt., mindestens 1.000 pro Monat
Verwahrstellenvergütung: bis zu 0,10 Prozent p.a. (zzgl. evtl. MwSt.)
Anlageberatungsvergütung: bis zu 1,00 Prozent p.a. (zzgl. evtl. MwSt.)
Ein auf den ersten Blick unverständliches Wirrwarr an beinahe undefinierbaren Begriffen und befremdlichen Zahlen.
Wichtig zu wissen ist, dass der Kauf bei einigen Anbietern einen Ausgabeaufschlag von zwei Prozent von der Einlage kostet.
Bedeutet: Fünftausend Euro investiert. Hundert davon verbleiben bei dem Vermittler (Bank, Sparkasse, Versicherung oder auch Fondsgesellschaft etc.). Sofort!
Die Stiftung Warentest kommt dazu zu dem Ergebnis, dass die laufenden Kosten (TER) pro Jahr 2,15 Prozent betragen, statt wie auf der Webseite angegebenen 1,5 Prozent.
Dieses Geld teilen sich der Anlageberater (AMF Capital AG) und der Emittent des Fonds (Hauck und Aufhäuser S.A.).
Link: „Geiss“-Dividendenfonds: Kein Rezept zum Reichwerden
Das ist jedoch nicht alles, was an Kosten anfällt!
Darüber hinaus verlangt der Fonds eine Erfolgsgebühr. Die Performance Fee, die in den laufenden Kosten (TER) nicht enthalten ist.
Unter der Performance Fee wird in diesem Fall verstanden, dass Hauk & Aufhäuser zehn Prozent eines jährlichen Wertezuwachses von mehr als fünf Prozent einbehält.
Laut Stiftung Warentest waren das 0,6 Prozent des Fondsvermögens im Jahr 2014.
Das überaus Besondere: Diese Performance Fee wird auch dann erhoben, wenn der Fonds im Jahr davor Verluste hatte.
Eine solche Gebühr ist in Deutschland aus gutem Grund verboten.
Gut, dass der Dividendenfonds in Luxemburg beheimatet ist.
Zwischenfazit: Der Patriarch Classic Dividende 4 Plus ist f***ing teuer!
Wusstest Du, dass die Finanzbranche ein ganz großes Ziel verfolgt: Das Ziel sich selbst so reich wie möglich zu machen!
Und wusstest Du, dass wenn nicht Du die Verantwortung für Dein Geld übernimmst: Jemand anderer, dass für Dich tun wird!
Dass nur zur Erinnerung aus einem anderen Blogartikel: Ab heute bin ich Finanzprofi!
Ob die Verkaufsargumente die hohen Kosten doch noch ins rechte Licht rücken können?
"Vier Ausschüttungen pro Jahr auf das Fondsvolumen angestrebt"
Find ich gut. Allerdings ist das keine Seltenheit. Und deutlich günstiger und breiter gestreut anderswo zu haben. Ja sogar monatliche Ausschüttungen, wenn mans so will!
"Kein Ausgabeaufschlag bei flatex und Aktionärsbank"
Ich bin bei der comdirect* und ING-DIBA. Und wo bist du?
"4,8 Prozent Ausschüttung für 2014"
Eindrucksvoll! Leider ist die führende Wertentwicklung kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Also kein Verkaufsargument.
"Auch in Krisenzeiten regelmäßige Ausschüttungen erhalten"
Sog. Dividendenaristokraten schaffen das seit Jahrzehnten. Einige bereits seit 100 Jahren. Ohne Ausgabeaufschlag. Ohne hohe TER und hierzulande unzulässiger Performance Fee.
"Jederzeit handelbar (Kauf und Verkauf)"
Mit Aktien und ETFs ist Handeln sogar im Sekunden Takt möglich. Aber wer möchte schon grundsolide, großartige Unternehmen und jahrzehntelange Renditebringer loswerden?
"Ausgesuchte Qualitätsaktien für Ihren Wertzuwachs"
Der Fonds hält gute Aktien. Hier halte ich meinen Mund.
"Bei jeder Bank oder Sparkasse erhältlich"
Ja, aber verdammt mit Ausgabeaufschlag! Diesen wollen wir unter keinen Umständen zahlen. Du willst dich reich machen! Nicht die Bank. Und auch nicht die Sparkasse.
Fazit
Der Dividendenfonds hält gute Aktien. Solide Werte mit einem Hang zu "Home Bias". Viel falsch machen kann man hier nicht. Aber auch nicht viel richtig, denke ich.
Etwas Besonderes hat der Fonds: Einen Hauch von Luxus und Teuer!
Leider
kratzen Luxus und Teuer an der Rendite des Anlegers.
Dazu eine unfaire Performance Fee, die hierzulande unzulässig ist.
Würde ich den Fonds kaufen: Nein, aber mir gefällt der Name. Patriarch...
Hier einige kostengünstige Alternativen: 15 ausschüttende Dividenden-ETFs

